Der Mann hinter den Zahlen: ein Interview mit Herrn Festring
Autorinnen: Erika Rata, Maia Pripis
Wir kennen Herrn Festring schon seit einigen Jahren, jedoch bisher hauptsächlich als Mathematiklehrer und nicht als die Person hinter dem Beruf. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, mehr über ihn zu erfahren und mit euch zu teilen. In einem Interview haben wir versucht, Antworten auf grundlegende Fragen zu finden: Wie war er in unserem Alter? Was hat ihn dazu motiviert, Lehrer zu werden und jeden Tag mit uns zu arbeiten?
Lasst uns erstmal über seinen Lebensverlauf sprechen, indem wir uns die folgende Frage stellen: Wie war Herr Festring in unserem Alter?
Er wurde in Münster geboren und verbrachte dort den Großteil seines Lebens, einschließlich seines Studiums. Tatsache ist, dass er liebevolle Eltern hat, die sich aufopferungsvoll für ihn eingesetzt haben und für die er dankbar ist. Schon mit 16 Jahren hatte er seinen ersten Nebenjob (zuerst einen Putzjob, später dann im Abrissunternehmen auf der Baustelle). Es war ihm wichtig zu lernen, dass „Geld nicht auf Bäumen wächst“ und man sich Dinge erarbeiten kann, wenn man phasenweise auch einfach mal „Dinge durchzieht“ und sich dabei nicht zu schade ist, auch unangenehme Arbeit auszuführen. Neben der Schule und dem Nebenjob war er zudem Mitglied im Fußballverein. Die Gemeinschaft und das Miteinander innerhalb der Mannschaft haben ihm viel Freude bereitet.
Trotzdem sagt er selbst von sich, dass er eine ziemlich „unspektauläre Jugend hatte“, weil er in seiner Jugend wenig Interesse für die Schule hatte und sich zum Beispiel nicht besonders für Hausaufgaben interessierte. In diesem Sinne meint Herr Festring, dass er ziemlich orientierungslos war und sich nicht mit Plänen für die Zukunft auseinandersetzte. Heute ist er ein geschätzter Mathematiklehrer, der nicht nur die Faszination für sein Fach, sondern auch wichtige Lebenswerte an seine Schüler weitergibt.
In diesem Kontext stellt sich die Frage, welche Motivation hinter der Berufswahl „Lehrer“ steckt. Die Realität zeigt, dass er, als er in unserem Alter war, keine konkrete Vorstellung von seiner Zukunft hatte, was auch als Kritik an der damaligen Berufsorientierung verstanden werden kann. Herr Festring hat sich nach dem Abitur dann für die Studienfächer Mathematik, Sport, Französisch und Spanisch beworben und für alle diese Fächer einen Studienplatz bekommen. Nach reiflicher Überlegung hat er sich dann für Mathematik und Sport entschieden. Würde er sich aus heutiger Sicht nochmal entscheiden, wäären eine Ausbildung zum Schreiner (Holzarbeiten) oder ein Studium im Bereich Wirtschaft und Informatik denkbar.
Natürlich wollten wir auch wissen, warum er sich aus all den möglichen Ländern ausgerechnet für Rumänien als Arbeitsort entschieden hat. Nachdem seine Frau Lisa ihn überzeugt hatte, etwas Neues auszuprobieren, begann für die beiden ein spannender Lebensabschnitt. Sie suchten nach geeigneten Ländern und erwogen dabei Orte wie Guatemala, Türkei, Belgien, Frankreich und Iran. Doch keiner dieser Vorschläge fühlte sich zu dem Zeitpunkt richtig an. Schließlich hörten sie von einem Angebot in Rumänien und waren sofort interessiert. Die Entscheidung fiel auf Bukarest, und sie sind froh, diesen Schritt gewagt zu haben. Obwohl Bukarest oftmals einen zweifelhaften Ruf im Internet hat, empfindet er die Stadt als angenehm und ist glücklich, hier zu leben. Er ist dankbar für diese Möglichkeit und schätzt die neuen Erfahrungen, die das Leben in Rumänien mit sich bringt.
Die Motivation, die Herrn Festring dazu bewogen hat, eine Laufbahn als Lehrer einzuschlagen, ist nun klar. Aber es stellt sich die Frage, ob er diese Entscheidung im Rückblick bereut oder dankbar für sie ist. Im Folgenden soll ein Einblick in die Erfahrungen unseres Mathelehrers im schulischen Kontext geschildert werden.
Während seiner dreijährigen Tätigkeit im Ruhrgebiet war er mit dem Unterrichten von Schülern beauftragt, die meist aus sozial schwierigen oder gar prekären Lebensumständen stammten. Dennoch unternahm er wiederholt den Versuch, den Schülern zu helfen, wobei er sich jedoch häufig mit Widerständen konfrontiert sah. Darüber hinaus war er bestrebt, das Schulumfeld zu optimieren, indem er es zu reparieren und verbessern versuchte. Dadurch erhoffte er eine deutliche Verbesserung der Stimmung zu erreichen, was viel über seinen Charakter aussagt.
Generell meint er, dass es im Schulsystem oft frustrierend sei, wenn man als Lehrer auf irrelevante Regeln achten müsse, wie z.B. das vollständige Verbot von Handys. Trotz dieser Herausforderungen empfindet er seine Tätigkeit derzeit als sehr erfüllend, da er die Schüler hier als „fleißig und intelligent“ erlebt. Trotzdem schließt er die Möglichkeit nicht aus, eines Tages sein Arbeitsfeld zu verändern.
Vielleicht wissen einige von euch das schon, aber Herr Festring ist eine sehr aktive Person. Er liebt die Natur wie etwa die Berge, weswegen er auch Skifahren oder auch Tauchen geht. Was er auch nicht versucht zu verstecken, ist die Tatsache, dass er gerne mit Freunden Laufen geht, zum Beispiel auch in verschiedenen Laufgruppen (321 Sport oder Mario Sport Club. Darüber hinaus reist er gerne mit seiner Frau und spielt Gesellschaftsspiele. Jedoch ist sein interessantestes Hobby, zumindest aus unserer Sicht, dass er mit seiner Frau mehr als einmal die „Harry Potter“- Filme angeschaut hat.
Um ihn besser kennenzulernen, haben wir ihm außerdem ein paar ungewöhnliche Fragen gestellt – und dabei spannende Einblicke erhalten. Wussten Sie zum Beispiel, dass seine Lieblingswörter auf Rumänisch „broasca țestoasă“ (Schildkröte) und „curcubeu“ (Regenbogen) sind? Sein Lieblingsort in Bukarest ist der Herăstrău-Park, wo er gerne joggen geht und die grüne Umgebung genießt.
Was von den Schülern oft übersehen wird, ist die Tatsache, dass Lehrer auch ein Privatleben haben. Sie haben Hobbys, Familien, verschiedene Denkweisen und schließlich… Lebensphilosophien. Dann kommt natürlich die Frage nach der Lebensphilosophie von Herrn Festring auf. Hier zeigt sich unser Mathelehrer sozial sehr interessiert und der Probleme der Welt bewusst. „Bei der Geburt wird das Glück ungleich verteilt“, sagt er. Deshalb ist er dankbar, demütig und hat eine bescheidene Sichtweise auf sein Leben und das Leben anderer. „Zeit ist sehr wichtig“, findet Herr Festring zudem. Demgemäß glaubt er an das simple Motto „Sei glücklich“ und versucht, Menschen zu helfen, wenn er dazu fähig ist, was auch an seinem Engagement zu erkennen ist. In diesem Zusammenhang verweist Herr Festring auf die Zeilen des US-amerikanischen Theologen mit Deutschen Wurzeln, Reinhold Niebuhr, der seinerzeit sagte: „Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Weiter erwähnt Herr Festring auch die Kraft von Mentoren und sagt, dass er viel von seinem besten Freund lern, der 13 Jahre älter als er ist, was wir ebenfalls inspirierend fanden.
In diesem Rahmen ist er im Lauf der Jahre reifer geworden, hat sich auf der persönlichen Ebene ziemlich stark entwickelt und würde seinem 18-jährigen Selbst empfehlen, gut auf sich und seine Gesundheit zu achten.
In diesem Sinne haben wir an unsere Leser gedacht, die sich vielleicht gerade von Herrn Festring inspirieren lassen und sich wünschen, einen Ratschlag von ihm zu hören. Hier antwortet unser Lehrer, dass er finde, dass man eine Situation besser hinterlassen solle, als man sie vorgefunden hat, dass „Perfektion“ nur ein Begriff sei und dass ein gutes Herz und ein respektvolles Verhalten viel mehr taugen, als objektiv „perfekt” zu wirken, was ohnehin unmöglich sei.
Darüber hinaus betont er auch die Bedeutung von zwei neuen Fächern, die in der Schule unterrichtet werden sollten: Lebensvorbereitung (etwa: „Worauf muss ich achten, wenn ich einen Mietvertrag für eine Wohnung abschließe?“) und Soft Skills (z.B. die Auseinandersetzung mit Begriffen wie Empathie, Disziplin, Demut etc.).
Schließlich haben wir auch eine lustige Frage gestellt, die eigentlich eine tiefgründige Antwort hat. „Wenn Sie ein Tier wären, welches Tier würden Sie sein?“
Herr Festring antwortete uns, dass er einige Eigenschaften des Chamäleons teilt (nein, nicht äußerliche!), wie zum Beispiel Vielfältigkeit und Anpassungsfähigkeit, weshalb er auch dieses grandiose, wandlungsfährige Tier gewählt hat.
Nach dem Interview wurde uns klar, dass unser Mathematiklehrer wirklich ein besonderer Mensch ist. Seine Ansichten und Werte vermitteln einen bleibenden Eindruck. Für ihn liegt das wahre Glück nicht im Materiellen, sondern in den Dingen, die das Leben lebenswert machen: in wertvollen Erinnerungen, in der Familie, in Freundschaften und in der Gesundheit. Seine Botschaft an uns alle lautet: „Sei glücklich, sei respektvoll und denke daran, dass Perfektion nicht das Ziel ist – ein gutes Herz ist viel wichtiger.“