Deutschland Plus – Eine unvergessliche Bildungsreise durch Kultur, Freundschaft und Selbstentdeckung
Autorin: Daria Ciurea
Oft denken wir zurück und lachen über die Pläne, die wir gemacht haben. Es amüsiert uns, wie sehr wir für ein Ziel gekämpft haben, das uns am Ende enttäuscht hat. Bei anderen Gelegenheiten fragen wir uns dagegen, wie wir das Glück verdient haben, etwas so Schönes und völlig Unerwartetes zu erleben.
Das Programm „Deutschland Plus“ des Pädagigischen Austauschsdienstes gehört für mich zur zweiten Kategorie. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, zweieinhalb Wochen in Deutschland, in Alfeld in Niedersachsen, bei einer netten Gastfamilie zu verbringen und später zusammen mit den anderen Rumänen aus dem Programm Berlin zu besuchen. Die gesamte Erfahrung war für mich nicht nur eine Quelle vieler Lektionen gewesen, sondern ist auch die schönste Reise, die ich je gemacht habe, geworden.
Ein mutiger Start
Als ich aus Bukarest abreiste, kannte ich niemanden in der Gruppe, hatte keine besonderen Erwartungen und wusste nicht, wie ich mich bei der Familie fühlen würde, bei der ich bleiben sollte. Ich war neugierig und aufgeregt, aber gleichzeitig auch ein wenig zurückhaltend, wie jeder, der vor einer unsicheren neuen Situation steht. Doch dieses Gefühl verschwand schnell, denn schon am Flughafen spürte ich, dass die ganze Gruppe (13 Personen) perfekt zueinander passte. Nur ein paar Worte genügten, um zu merken, dass wir, obwohl wir alle sehr unterschiedlich waren, eine enge Verbindung aufbauen würden, was sich später auch bewahrheitete.
Ankommen und Anknüpfen
In Deutschland angekommen, lernten wir die Familien kennen, bei denen wir wohnen sollten. In meinem Fall war das die Familie Mittman, die mir von Anfang an viel Offenheit und Verständnis entgegenbrachte. Es war interessant zu sehen, wie eine andere Familie lebt, anders als die, in der ich aufgewachsen bin und die aus einer anderen Kultur stammt, und sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zu entdecken, die uns letztendlich einander näher brachten. Ich genoss die Zeit mit ihnen sehr. Zusammen besuchten wir eine nahegelegene Kleinstadt, und an einem Wochenende fuhren wir sogar bis nach Cuxhaven, wo sie mir zeigten, wie sie ihre Ferien verbringen. Wir spielten Karten und andere Spiele, lachten und unterhielten uns viel. Ich habe viel von ihnen gelernt, nicht nur über Deutschland und ihr Leben, sondern auch über ihre Einstellung zu den Dingen, die sie umgeben. Sie waren sehr daran interessiert, so viel wie möglich über meine Kultur und über Rumänien zu erfahren, was mich sehr gefreut hat.Schuluniformen können das Wir-Gefühl in einer Schule fördern. Durch die einheitliche Kleidung entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, das die Schüler über soziale oder kulturelle Unterschiede hinweg verbindet. Da wir an einer deutschen Schule lernen, können viele kulturelle Unterschiede zwischen Schüler auftauchen, die damit gelöst werden sein. Oft ist Kleidung auch ein Statussymbol, und Schüler können aufgrund ihres Kleidungsstils verurteilt oder sogar ausgegrenzt werden. Durch Schuluniformen tritt die Kleidung in den Hintergrund, und materielle Unterschiede werden weniger offensichtlich. Die Schüler könnten dadurch lernen, sich auf die Persönlichkeit und Leistung ihrer Mitschüler zu konzentrieren, anstatt diese anhand ihres äußeren Erscheinungsbildes zu bewerten.
Einblick in das deutsche Schulsystem
Schon am zweiten Tag begleitete ich Nele, meine Gastschwester, zur Schule, wo ich ebenfalls am Unterricht teilnahm. Von Anfang an waren wir sehr beeindruckt von der Ausstattung der Schule, den vielen Instrumenten und Geräten in den Laboren, den speziell eingerichteten Pausenbereichen und der Existenz einer Kantine sowie von Mal- und Musikräumen. Unsere Tage waren sehr abwechslungsreich und brachten stets neue Erfahrungen mit sich. Sie begannen immer mit einer Deutschstunde, die von der Lehrerin Adelina Arseniu gehalten wurde, die uns die ganze Reise über begleitete. Danach verteilten wir uns je nach unseren Interessen auf verschiedene Klassen. Um das System, in dem ich aufgewachsen bin, so objektiv wie möglich mit dem zu vergleichen, das ich hier für zwei Wochen erkunden durfte, versuchte ich, mir ein Gesamtbild davon zu machen, wie der Unterricht in verschiedenen Fächern ablief: von Kunst bis hin zu Chemie und Mathematik, von den Hauptfächern bis zu den Zusatzfächern. Es hat uns sehr gefallen, an Unterrichtsstunden teilzunehmen, die viel experimenteller gestaltet waren, als wir es gewohnt sind, und immer wieder Experimente in den naturwissenschaftlichen Fächern zu sehen. Wir konnten die praktische Anwendung vieler Theorien und Ideen beobachten – einige waren mir bekannt, andere nicht. Wir hatten die Gelegenheit, selbst Experimente durchzuführen und bestimmte Vorgänge aufmerksam zu analysieren.
Das machte uns so neugierig, dass wir manchmal eine Stunde länger in der Schule blieben, auch wenn unsere Gastkinder bereits Schulschluss hatten, um noch mehr zu entdecken. Natürlich aber hatte ich meine Vorlieben und wollte an möglichst vielen Politikstunden teilnehmen, da es dieses Fach bei uns nicht gibt und ich es in der heutigen Zeit als äußerst wichtig empfinde. Während meines Aufenthalts in Deutschland fanden Wahlen in Thüringen und Sachsen statt, und die Diskussionen, die die Schüler im Unterricht führten, waren sehr nützlich und aktuell. Daher wollte ich an so vielen Stunden wie möglich teilnehmen. Beim ersten Mal waren wir drei Rumäninnen in der Klasse, und der Lehrer nutzte die Gelegenheit, um sowohl uns als auch seinen Schülern die Perspektive des jeweils anderen näherzubringen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu verstehen. Wir waren offen für Fragen über Rumänien und wir freuten uns zu bemerken, dass es viel Interesse an unsere Kultur gibt von der die meisten keine Vorkentnisse haben.
Die anderen Rumänen freuten sich, während des Unterrichts viel Dialog zwischen Schülern und Lehrern zu sehen, aber für mich war das nichts Neues, da auch bei uns – sowohl in den Fächern, die von deutschen Lehrern unterrichtet werden, als auch in den Diskussionsfächern wie Rumänisch oder Englisch – ein ähnlicher Austausch stattfindet. Ich fühlte mich hier irgendwie in der Mitte, denn mir wurde bewusst, dass wir an der DSA ein Gleichgewicht zwischen passivem Lernen und aktiver Beteiligung haben. Ich hatte bislang nicht realisiert, wie wichtig es ist, sich nicht völlig für eine Seite zu entscheiden, sondern das Beste von beiden zu nehmen, um eine ganzheitliche Entwicklung zu erreichen.
Kulturelle Entdeckungen in Alfeld und Umgebung
An den Tagen, an denen wir nicht zur Schule gingen, besuchten wir Sehenswürdigkeiten in Alfeld, ein Museum über Russlanddeutsche, Eisenach und Göttingen. In diesen beiden Städten genossen wir Spaziergänge, Museumsbesuche und lernten über Persönlichkeiten und Themen, die uns bisher nicht so vertraut waren.
Kleine Gesten, die Emotionen hervorriefen, bleibende Erinnerungen und Gemeinsamer Abschied
Kurz vor dem Ende unseres Aufenthalts in Alfeld, als es Zeit war, unsere Reise nach Berlin fortzusetzen, war am 9. September mein Geburtstag. Vielleicht ist das kein wichtiges Detail, aber das schönste Geschenk für mich war, dort mit den Deutschen, die ich kennengelernt hatte, und mit der rumänischen Gruppe zusammen zu sein, mit der ich mich bereits so eng verbunden fühlte. Die ganze Erfahrung war so schön, dass ich dachte, nichts könnte sie für mich noch wertvoller machen, aber ich lag falsch. Auch wenn diese Momente nicht Teil des Programms waren, bedeuteten die kleinen, freundlichen und völlig selbstlosen Gesten der Leute dort mir und auch den anderen viel, weil sie uns noch enger zusammenschweißten.
So voller positiver Emotionen und schöner Erinnerungen, rückte der Tag der Abreise näher, an dem wir eine Präsentation über Rumänien für alle Gastfamilien hielten und anschließend einen letzten schönen Abend gemeinsam verbrachten. Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie viel eine Erfahrung für einen bedeutet, und ich fühlte, dass ich nicht viel tun konnte, um mich für diese Gelegenheit zu revanchieren. Daher wollte ich der Schule, die ich besucht hatte, etwas hinterlassen, und so widmete ich die freien Stunden einer Zeichnung des Gymnasium Alfeld, die ich der Schule am letzten Tag vor meiner Abreise als Erinnerung überließ.
Berlin: Die Hauptstadt als kultureller Höhepunkt
Auf dem Weg nach Berlin plauderten wir über alle Erlebnisse in Alfeld, aber gleichzeitig wuchs unsere Vorfreude auf das, was kommen würde. Am ersten Tag erkundeten wir das Zentrum der Hauptstadt und trafen dann die anderen PAD-Gruppen aus Albanien, China und der Elfenbeinküste zu einem Länder-Wettbewerb. Durch die Tage in Berlin beschränkte sich der kulturelle Austausch nicht nur auf die Gastfamilien und die Deutschen, mit denen wir in Kontakt kamen, sondern wir konnten auch Jugendliche aus anderen Ländern kennenlernen, die ebenfalls Deutsch sprachen. Wir wurden Freunde und genossen gemeinsam die besuchten Orte.
In den folgenden Tagen besichtigten wir den Flughafen Tempelhof, ein Museum unserer Wahl auf der Museumsinsel (ich entschied mich für die Alte Nationalgalerie), den Bundestag, die East Side Gallery und weitere Sehenswürdigkeiten im Freien. Außerdem besuchten wir Potsdam. Unsere Begleiter präsentierten uns Berlin auf sehr dynamische Weise und halfen uns, die Geschichte zu verstehen, beantworteten geduldig unsere Fragen und erfüllten unsere Wünsche. So kehrten wir nicht nur mit einem Sack voller neuer, interessanter Informationen, sondern auch mit vielen schönen Erinnerungen und dem Wissen zurück, dass es Menschen gibt, die es mehr als lohnt, kennenzulernen.
Ein Abschied, der Hoffnung auf eine positive Zukunft weckt
Als unsere Reise wirklich zu Ende war und wir uns am Flughafen Otopeni voneinander verabschieden mussten, wurde uns klar, dass dieses Programm nicht nur eine schöne Erinnerung bleiben würde, sondern im Gegenteil, der Beginn einer optimistischen Sicht auf die Welt und die Menschen um uns herum war.
Ich mag den Gedanken, dass diese Erfahrung, die die schönste war, die ich je hatte, keinen wirklichen Abschluss hat: Obwohl fast zwei Monate vergangen sind, seit wir zurückgekehrt sind, stehe ich weiterhin im Kontakt mit den Menschen, die ich dort kennengelernt habe, mit den Rumänen, die alle in ihr Leben zurückgekehrt sind, und mit der Gastfamilie, nach der ich mich jetzt schon sehne.