DiscoverEU: eine großartige Gelegenheit zur Erkundung

Autor: Tudor Constantinescu

Teil 1: Einführung in DiscoverEU

Im März 2023 hörte ich meine Klassenkameraden über etwas Interessantes sprechen: eine Initiative, mit der man kostenlos durch Europa reisen kann. Ich habe sie gefragt, worum es geht, und sie haben mir gesagt, dass sie über DiscoverEU sprechen, eine Aktion des Erasmus+ Programms, die Zugreisen innerhalb der EU anbietet. Nachdem ich noch ein bisschen recherchiert hatte, war ich froh, dass es in der nächsten Woche eine Anmeldefrist gab. Nach einem Monat erhielt ich die E- Mail, dass ich angenommen wurde und mit der Planung meiner Reise beginnen konnte. Allerdings möchte ich erst einma die offizielle Antwort auf die Frage „Was ist DiscoverEU?“ vorstellen:
„DiscoverEU ist eine Aktion des Programms Erasmus+. Sie schickt 18-Jährige auf eine spannende Zugreise durch Europas Landschaften und Städte. In Ausnahmefällen sind auch andere Verkehrsmittel erlaubt, etwa für junge Menschen von Inseln oder aus abgelegenen Regionen. Gleichgesinnte treffen, die Unabhängigkeit genießen, Selbstvertrauen tanken und erfahren, was Europa und die Europäer eigentlich ausmacht – all das gehört zu DiscoverEU. Jedes Jahr gibt es zwei Bewerbungsrunden, in denen die EU Travel-Pässe an ausgewählte Teilnehmer/innen vergibt.“
Du entscheidest zuerst während der Bewerbungsphase, ob du allein oder mit anderen reisen willst. Man kann sich auch als Gruppe von bis zu fünf Personen bewerben. Frag also unbedingt deine Freunde, ob sie mitmachen möchten. Die Freunde, von denen ich über diese Initiative überhaupt erfuhr, hatten schon eine volle Gruppe, weshalb ich mich allein angemeldet habe. Falls du angenommen wirst (in Rumänien durchschnittlich ein Fünftel der Kandidaten), erhältst du einen Pass für unbegrenzte Zugfahrten für sieben Tage innerhalb eines Monats in Europa. Du darfst wählen, wann du reisen willst, und ich habe meine Reise für Ende August geplant. In besonderen Fällen kannst du auch mit dem Flugzeug fliegen, allerdings nur dann, wenn das Land innerhalb der aufgeführten Länder, aber außerhalb des europäischen Kontinents liegt (Irland, Malta, Zypern und Island). Man kann sich auch den Pass selbstständig kaufen, was 286 Euro für denselben Plan kostet (sieben Tage in einem Monat). Auf der Interrail-Website findest du auch andere Pläne, falls du interessiert bist. Ich erwähne diese Tatsache, da der Freund, mit dem ich gereist bin, zwei Jahre älter als ich war. Er konnte sich deswegen nicht bewerben und musste sich den Pass kaufen. Alle Zugbuchungen und Pläne erfolgen über die DiscoverEU Travel App, welche ein Klon des Eurail/Interrail Rail Planners ist. Beide Apps sind sehr einfach und intuitiv zu bedienen, trotzdem müssen einige Buchungen noch außerhalb der DiscoverEU App vorgenommen werden, was ich viel zu spät herausgefunden habe.
Apropos Buchungen: Bitte plane diese mindestens einen Monat im Voraus. Ich meine damit auch Restaurants, Hostels oder andere Aktivitäten. Obwohl ich meinen Plan erst zwei Tage vor meiner Abreise abgeschlossen habe, kann ich das niemandem empfehlen. Ich stand am 15.08. um 23 Uhr höchst gespannt am Nordbahnhof Bukarest, um meine Fahrkarte für den Nachtzug am 17. zu kaufen, da diese nicht über die DiscoverEU-App gekauft werden konnte. Zum Glück trafen wir an der Kasse 1, die speziell für internationale Tickets vorgesehen war, eine nette alte Dame, die uns sehr schnell unsere Fahrkarten verkauft hat. Manche Zugfahrten musst du entweder über eine andere Webplattform oder sogar im Bahnhof buchen. An demselben Tag kaufte ich auch den Rückflug, der für den 31. geplant war, und Gott sei Dank waren die Preise noch nicht zu hoch. Normalerweise ist es eine dumme Idee, die Fahrkarten so spät zu kaufen, aber das Chaos machte nur noch mehr Spaß und es stellte sich heraus, dass alles einigermaßen in Ordnung war. Ein sehr großer Hinweis dazu: Whatever happens, happens. Versuche, auch in stressigen oder schwierigen Situationen so viel Spaß wie möglich zu haben und sei nicht traurig, wenn du nicht alles schaffst oder etwas nicht nach deinem Plan läuft. Ich kann jetzt nicht sagen, wie viele Fehler ich gemacht habe, denn es sind zu viele. Was mich immer motiviert gehalten hat, war der starke Geist des Vergnügens und die Tatsache, dass ich mit einem Freund zusammen war. Natürlich haben wir auch an mehreren Stellen viel, viel Glück gehabt.
Prag, Tschechien, auf einem Hügel

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Wie bewerbe ich mich überhaupt?“

Um dich zu bewerben, musst du (für die erste Bewerbungsrunde 2024) zwischen dem 1. Juli 2005 und dem 30. Juni 2006 geboren sein und der Europäischen Union angehören. Dann füllst du das Quiz auf der DiscoverEU- Website aus und danach kommt der schwierigste Teil: einige Wochen warten. Die erste Bewerbungsrunde 2024 ist schon vorbei, aber die nächste wird im Herbst stattfinden. Das Quiz ist sehr einfach, alle Informationen sind leicht zu finden, aber die zusätzliche Frage ist der Dealbreaker. Deine Akzeptanzchancen hängen von dieser Frage ab, also wähle sorgfältig aus. Ich kann dir leider nicht weiterhelfen, weil sich das Quiz jedes Jahr ändert. Solange du die Regeln aufmerksam liest und auch befolgst, sollte die Bewerbungsphase nur von deinem Glück abhängen.

Aber wie habe ich mich vorbereitet?

Ehrlich gesagt, viel zu wenig. Wie schon gesagt, habe ich alles zwei Tage vor meiner Abreise geplant. Ich kann das nicht genug betonen, tu das nicht, es sei denn, du bist ein bisschen verrückt. Ich nahm meinen Schulrucksack und habe ihn mit Kleidung vollgestopft, die mir acht Tage reichen sollte. Ich hoffte, dass ich irgendwann meine Sachen waschen konnte. Keine Ahnung wie, keine Ahnung wo. Eines wusste ich tatsächlich, ich muss es unbedingt tun, denn die prognostizierten Temperaturen lagen konstant über 30 Grad Celsius. Du musst unbedingt auf die Wettervorhersage achten, unabhängig davon, in welcher Jahreszeit du reisen willst. Ich empfehle dafür den frühen September, dann ist das Wetter besser und die Preise sind auch günstiger. Außerdem habe ich den Weg so geplant, dass wir die wichtigsten Hauptstädte Europas in so kurzer Zeit wie möglich sehen konnten. Es war ziemlich anstrengend, aber wir haben es geschafft und du wirst es auch. Es gibt viele Alternativen zu unserem Weg, sei es für kürzere Reisen oder in eine andere Richtung. Man kann natürlich auch nur in einem Land bleiben, aber es darf nicht das Heimatland sein, in unserem Fall Rumänien (wo wir sowieso kostenlosen Zugang zu Zügen haben). Die Anzahl der möglichen Optionen mag überwältigend erscheinen, aber plane, was auch immer du besuchen möchtest, und genieße einfach die Reise. Was auch immer du unternimmst, es wird eine Menge Spaß machen.

Weitere Details über meine Reise:

Ich reiste wie gesagt mit einem Freund und wir waren in den folgenden Städten: Bukarest, Budapest, Wien, Bratislava, Prag, München, Brüssel und Amsterdam. Insgesamt waren das 2800 km mit dem Zug und 200 km zu Fuß (wir haben jeden Tag mindestens 25.000 Schritte gemacht). Wir waren für 14 Tage auf unserer Reise und wir haben so viel erlebt: Die Kultur, Geschichte und Menschen dieser Länder waren so anders und trotzdem so ähnlich. Ich habe neue Menschen kennengelernt, neue Orte besucht und so viele Sachen gelernt, über die äußere Welt, Europa, jedes einzelne Land und auch über mich selbst. Es war eine richtige Bildungsreise und ich empfehle es jedem, der es ausprobieren will. Für mich waren diese 14 Tage einige der wichtigsten meines Lebens, und ich hoffe, dass auch andere Menschen dieses Gefühl teilen werden. Die Soft Skills, die man erlernt, sind von unschätzbarem Wert, aber das Wichtigste ist die Inspiration, zu reisen und die Welt so zu erleben, wie sie ist. Die Grenzen waren in meinen Augen verschwunden, es gab keine Kluft zwischen den Menschen mehr. Irgendwann wurde mir klar, dass jeder, den ich getroffen hatte, ein normaler Mensch war, genau wie ich. Mein Mitgefühl, meine Empathie und meine Geduld haben sich verzehnfacht. Ich möchte keine philosophische Ausführung schreiben, aber ich kann es wirklich nicht in Worte fassen, wie wichtig solche Erfahrungen für uns Menschen sind.
Budapest, Ungarn, das Ungarisches Parlamentsgebäude

Wie hoch waren die Kosten einer solchen Reise?

Etwa 1000€ bezahlte ich für alles: Unterkunft, Essen, Getränke, Unterhaltung und extra Transportkosten. Ich musste die Nachtzüge und speziellen Hochgeschwindigkeitszüge selbst kaufen, bekam aber über DiscoverEU einen sehr großen Rabatt. Mein tägliches Budget war ungefähr 40 Euro Taschengeld für Essen, Attraktionen usw. Die Kostenplanung ist sehr wichtig, insbesondere wenn dein Budget begrenzt ist. Ich habe es so geschafft, sogar täglich in Restaurants zu essen und nur in Hotels zu schlafen. Solange du im Zentral- oder Osteuropa bleibst, werden maximal 50 Euro pro Tag reichen. Brüssel und Amsterdam waren schon ungefähr doppelt so teuer wie Budapest, also wähle deine Reiseziele aufmerksam aus. Fast überall kannst du mit der Karte bezahlen, aber ich empfehle es dringend, Bargeld bei dir zu haben, falls du es brauchst. Ansonsten solltest du auch eine Powerbank, ein Ladekabel und vielleicht ein Buch dabeihaben, denn wir haben insgesamt mehr als 24 Stunden im Zug verbracht. Essentielles bleibt also: angenehme Kleidung, Geld und Lust. Ich könnte hier noch zwei Seiten schreiben, aber ich denke, du schaffst es auch selbst 🙂 Es gibt genügend Tipps im Internet und sogar auf der DiscoverEU- Website, schau sie dir bitte an.

Ausblick

Nun, dies war mein kurzer Bericht über DiscoverEU. Dieses scheinbar unbedeutende Programm ermöglichte mir eine unvergessliche Reise durch die Europäische Union und bot mir die Chance, Europa auf eine völlig neue Weise zu erleben. Diese Reise war nicht nur ein Sprung in die Freiheit, sondern auch ein tiefes Eintauchen in die Vielfalt unseres Kontinents. Die spontanen Abenteuer und unerwarteten Wendungen machten die Reise besonders aufregend. DiscoverEU ist mehr als nur eine Reiseinitiative; es ist eine Einladung, den europäischen Geist und die gemeinsamen Werte hautnah zu erleben. Jeder Moment war ein Beweis dafür, dass die Welt viel größer und zugleich viel verbundener ist, als ich es mir je vorgestellt hatte. Ich werde in einem weiteren Artikel in einigen Wochen auch über meine Erfahrungen auf der Reise schreiben, also bleibt dran und achtet darauf, denn es wird um ein Vielfaches interessanter sein als das, was ich hier geschrieben habe.
Veröffentlicht am 03.06.2024
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