Liebe, Literatur und Augen - ein Einblick in das Schreiben von Petra Stoian

Autorinnen: Ilynka Saizu, Antonia Dobre
Goethe? Schiller? Brecht? Heine?
All’ diese? Lieber keine!
Wie ihr hoffentlich bereits bemerkt habt, steht heute Literatur im Mittelpunkt. Unsere Generation bringt ihre eigenen Schriftsteller:innen hervor. Deshalb eröffnen wir unsere Serie “DSA schreibt” mit einer Schülerin der 12. Klasse, die vielleicht die nächste Ulla Hahn sein könnte.
Petra Stoian, Schülerin der Klasse 12C, ist 18 Jahre alt. Sie ist eine zukünftige Architektin, zeigt Interesse an Philosophie und Literatur und äußert sich auch in einem kurzen Interview zu diesen Themen, aber nicht nur dazu. Wie Sie jedoch gleich erfahren werden, ist sie auch eine begabte Schriftstellerin in mehreren Sprachen, einschließlich Deutsch. Begleiten Sie sie auf einer eigenartigen und einzigartigen Reise, beginnend mit einem Blick in ihre Gedankenwelt, und lassen Sie sich von Stoians Werk fesseln.
Genießt hier einen Text von Petra:
Bald werde ich in die Mitte des schwarzen Kreises ankommen. In die Mitte deines schwarzen Kreises. Ich werde langsam kriechen, damit niemand meine Anwesenheit bemerken kann. Ich werde mich auf die Ellbogen stützen, bis ich schmerzhafte blaue Flecken habe. Niemals werde ich aufgeben! Ich werde ankommen.
Jetzt gehe ich auf einer weichen weißen Fläche. Fast durchsichtig. Alles ist glatt. Ein Spinnennetz breitet sich aus. Ein Spinnennetz aus roten Fäden, das ich aufmerksam überquere. Einer der Fäden zerreißt, aber ich muss weitergehen. Ich gebe zu. Die unsichtbare Spinne hinterließ mehrere blutrote Fäden als gewöhnlich. Wieder hast du nicht geschlafen.
Ich sehe einen erdigen Farbton. Eine fast samtige Oberfläche, die mir den Eingang zu deinem Universum zeigt. Schüchtern berühre ich mit dem Zeigefinger den Weg, dem ich folgen soll. Dunkelbraune Strahlen und goldene Fäden zeigen mir den richtigen Weg. Nur mir. Ich will, dass nur ich die gelben Blumen sehen könnte. Und die vielen Blüten, die deine eigene Welt ankünden. Aber die Menschen, die dich auch lieben, bemerken sie. Man kann sie nicht täuschen. Sie schauen durstig diese wertvollen Organe an. Die komplexen Organe, die deinen Geist bemalen.
Begegne niemandem! Bleib in deinem Zimmer! Niemand soll sehen, wie ich auf diesem Sonnenstrahl klettere. Am Horizont, eine schwarze Linie. Voller Begeisterung renne ich schneller als je zuvor. Ich versuche, meine Hand zu strecken, als ob sich etwas Greifbares vor mir befände. Ich lächele, ich laufe, ich springe.
Ich bin am Tor deiner Welt angekommen. Ohne zu zögern, stürze ich in den Abgrund. Ich beginne zu fallen. Ich falle immer tiefer in die Ewigkeit. Deine unendliche Welt. Ich schwebe. Das Schwarz, das mich umgab, verwandelt sich in Farben. Welt der Nuancen, die ineinanderlaufen. Projektionen von einer seltsamen Klarheit. Helle Farbtöne breiten sich aus. Grünes Licht. Berauschende Bilder. Jetzt sehe ich, was du siehst. Endlich habe ich deine Perspektive auf die Welt verstanden. Eine Welt, die im Vergleich zu deiner bedeutungslos ist.
Ich atme schwer. Ich überlasse mich deinem Willen, in der perfekten Sphäre, die nicht mehr schwarz ist, wie sie allen anderen erscheint. Ich atme die Luft der absoluten Freiheit. Jetzt sehe ich nur noch deine Welt, die für immer auch meine geworden ist
Ich schließe meine Augen nicht. Aus Angst. Ich soll nichts verpassen. Etwas Wesentliches. Etwas Triviales. Unwichtig. Ich schaue aus diesem Punkt die Außenwelt an. Ich versinke in strahlender Freude.
Für deine Welt habe ich meine Existenz ausgesetzt.
Jetzt möchten wir Petra jedoch näher kennenlernen. Aber noch besser als etwas über eine interessante Person zu erfahren, ist es, es von ihr selbst zu hören. Daher haben wir uns mit ihr in Verbindung gesetzt und ein exklusives Interview für unsere Redaktion arrangiert. Ein Teil ihrer Schreibmotivation kommt aus der Schule. Poetry-Slams faszinieren Petra, daher sieht sie sich oft Poetry-Slam-Videos auf YouTube an. Die Kurzgeschichten, die sie in der zehnten Klasse im Deutschunterricht schreiben musste, waren für Petra ein wichtiger Moment. Auch im Rumänischunterricht schätzt sie die interessanten Essaythemen, die gestellt werden. Sie ist der Meinung, dass all diese Aufgaben die Kreativität fördern und die Schüler dazu anregen, auch in ihrer Freizeit zu schreiben. Sie erinnert sich nicht nur daran, was sie selbst geschrieben hat, sondern auch daran, was ihre Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren entworfen haben.
Petra findet jedoch auch Inspiration in ihrem Alltag, und das Schreiben beeinflusst ihren Alltag. Sie erklärt: „Schreiben wird zu einer Gewohnheit, einem automatischen Ausdrucksweg für Personen, die ihre Emotionen sehr stark empfinden. Diese Gefühle durchlaufen dann das Filter der eigenen Sensibilität, was dazu führt, dass man besser über seine Erfahrungen und Emotionen reflektiert. Wenn man einfach seine Gedanken auf Papier festhält, kann etwas sehr Schönes entstehen, auch ohne sich allzu viel Mühe zu geben.“ Schreiben wird also zu verschiedenen Dingen, wie einem Ausdruck des Inneren oder einer Methode, durch die die Weltanschauung oder eigene Empfindungen und Gedanken besser verstanden werden können. Die Bedeutung von Literatur im Leben war auch ein Diskussionspunkt im Interview mit Petra. Sie empfiehlt viele Autorinnen, die ihr als Vorbild dienen, sowohl rumänische und moldauische (Cella Serghi, Tatiana Tibuleac, Lavina Braniste, Magda Isanos) als auch deutsche. Sie meint, Ulla Hahn, deren Gedichte sie dieses Jahr studiert hat, habe einen starken Einfluss auf sie gehabt. Sie seien sehr eigenwillig, tiefsinnig und subjektiv.
Sie ist der Ansicht, dass alle Personen, insbesondere junge Menschen, einen starken Kontakt zur Kultur pflegen sollten. Kultur in Form von Literatur sei besonders wichtig, da das Lesen einen dazu bringt, seine Gefühle auf Papier zu bringen. Sie glaubt jedoch, dass das Lesen im Allgemeinen sehr wichtig ist. Gedichte und Romane, aber auch Sachtexte. Alles kann als Inspiration dienen oder auf der emotionalen Ebene künstlerisch reizen. Schließlich, und nicht weniger wichtig, sind Literaturclubs, freiwillige Kurse für kreatives Schreiben oder andere Möglichkeiten für Literaturliebhaber, ihre Meinungen zu äußern und direkt mit anderen zu teilen. Diese spielen eine wichtige Rolle nicht nur aus sozialer Sicht, da man sich mit anderen jungen Leuten mit ähnlichen Interessen zusammenfindet, sondern auch aus bildungstechnischer Sicht, da Ideenaustausch immer zu Innovation führt.
Das glauben wir auch, und das ist das Ziel unserer Abteilung bei dieser Redaktion: junge Stimmen zu unterstützen. Wer sich literarisch einem bestimmten Thema zuwenden möchte, kann uns jederzeit unter der E-Mail-Adresse homepagedsa@colegiulgoethe.ro kontaktieren und die Gelegenheit haben, mit uns zusammenzuarbeiten. Vergesst nicht, dass Originalität und die Liebe zum Schreiben die einzigen wichtigen Eigenschaften sind, nach denen wir suchen!
Habt ihr andere Interessen? Vielleicht könnt ihr euch bei einer unserer anderen Abteilungen melden! Wir sind ein Team von Schülern, Lehrern und Personen, die fest an die Schüler der DSA Bukarest und ihre Leidenschaften, Interessen und Fähigkeiten glauben. Die Abteilung für Literatur und kreatives Schreiben wird von Ilynka Saizu und Antonia Dobre geleitet, unter der Aufsicht des Deutschlehrers Herr Goldbeck und unseres Beraters und Fachexperten im Journalismus, Herr Göttling. Der zitierte Text gehört völlig der Schülerin Petra Stoian.
Veröffentlicht am 10.05.2024
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